Wohin steuert die Geschichte?

Nr. 64 - Juni/Juli 2022

 

Welche Bewegungsgesetze bestimmen die Geschichte und auf welche Zukunft läuft sie zu? Diese Frage beschäftigt Philosophen von der Antike bis zur Gegenwart. Jetzt, da der Ukrainekrieg uns in große Ungewissheit stürzt und die Weltordnung sich neu justiert, ist sie drängender denn je.

 

Der Lauf der Geschichte ist …

Wie lassen sich schwere Krisen einordnen, welche Bedeutung haben sie für die Zukunft? Die Antwort hängt von den innersten Bewegungsgesetzen der Geschichte ab. Verläuft sie zyklisch, linear, dialektisch, disruptiv – oder gibt es gar nicht die Geschichte, sondern viele Geschichten? Ein Überblick von Friedrich Weißbach.

 

Unterwegs zur neuen Welteinheit

Die liberale Weltordnung zerfällt gerade in ihre Einzelteile. Doch vermutlich werden sie neu zusammengesetzt. Denn Einheit und Zerfall treiben sich gegenseitig an und bilden das, was man Geschichte nennt. Ein Essay von Moritz Rudolph.

 

„Die Weltgeschichte hat noch nicht begonnen“

Kriege stehen der Geschichte im Weg, meint der chinesische Philosoph Zhao Tingyang. Im Interview spricht er über die Notwendigkeit der Kooperation, den Beginn der technologischen Ära und eine neue Weltordnung, die sich das Internet zum Vorbild nimmt.

 

Männer der Tat?

Der Ukrainekrieg ruft eine überwunden geglaubte Vorstellung in Erinnerung: dass Einzelne vermögen, den Weltlauf entscheidend zu beeinflussen. In dieser Idee liegt auch eine Chance, meint Theresa Schouwink.

 

Was kommt nach dem Liberalismus?

Autokratische Regime erstarken, der Ruf nach Führung wird angesichts dramatischer Krisen auch in Demokratien immer lauter. Muss sich der Liberalismus neu erfinden? Parag Khanna und Herfried Münkler, zwei der wichtigsten geopolitischen Stimmen der Gegenwart, über das neue Ende der Geschichte.

 

Außerdem im Heft:

 

„Hier könnte ein feministisches Bewusstsein wachsen“

In Fällen sexueller Belästigung oder Ausbeutung folgt schnell der Ruf nach schärferen Gesetzen. Die Philosophin Amia Srinivasan bezweifelt, dass Strafrechts­paragrafen das Geschlechterverhältnis regeln können, und plädiert für ein radikales Hinterfragen von Denkmustern.

 

Der Preis der Freiheit

Sanktionen gegen Russland haben den Wohlstand der Bürger zur Bedingung. Warum wir uns gerade jetzt am republikanischen Ideal materieller Potenz orientieren müssen, erläutert Oliver Weber in seinem Essay.

 

Blumenberg und die Wirklichkeit

Für Hans Blumenberg hat jede Epoche ihre eigene Wirklichkeit, die durch das Studium ihrer Metaphern entschlüsselt werden kann. Um nämlich mit den übermächtigen Realitäten fertigzuwerden, erzählen sich die Menschen seit jeher Geschichten, aus denen die Geschichte hervorgeht. Ein Essay von Hannes Bajohr.

 

Alle Texte in der Übersicht