Muss die Freiheit sterben, damit wir leben können?

Nr. 60 - Oktober/November 2021

 

Pandemie und Klimawandel stellen die Freiheit auf den Prüfstand. Stößt der Liberalismus, so wie wir ihn kannten, in Zeiten globaler Krisen an seine ultimative Grenze? Müssen wir Freiheit neu denken? Fragen, die über unsere Zukunft entscheiden. Suchen wir nach Antworten.

 

Was heißt hier frei?

Seit jeher haben Menschen mit all ihren Kräften für die Freiheit gekämpft. Doch was dieser schillernde Begriff meint, ist umstritten. Philosophische Positionen zu drei Kernkonflikten.

 

Liberalismus in Grün

Die Grünen kämpfen mit dem Vorwurf der „Verbotspartei“. Kommen sie an die Macht, so die Befürchtung, werden Kurzstreckenflüge untersagt, Einfamilienhäuser abgeschafft und Gendersternchen zur Norm. Die Grünen selbst hingegen sehen ihre Politik als Steuerung von Prozessen, die lebenswichtig, ja überlebenswichtig sind. Wer aber hat recht? Eine Reportage von Jana C. Glaese.

 

Wo beginnt die individuelle Freiheit?

Wie wirkmächtig sind Strukturen? Ab wann ist das Individuum selbst für sein Glück verantwortlich? Eine Frage, an der sich auch in unserer Redaktion die Geister scheiden. Ein Streit zwischen Nils Markwardt und Svenja Flaßpöhler.

 

„Ich halte die individualliberale Sicht für verfehlt“

Pandemie und Klimakrise wecken bei vielen die Furcht, die kollektive Freiheit dränge die individuelle Freiheit an den Rand. Aber stimmt das? Der Verfassungsrechtler Christoph Möllers über das komplexe Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft.

 

Das Sumimasen-Prinzip

In der westlichen Kultur ist das Ich das Zentrum der Freiheit. Japan ist von einer anderen Geistesgeschichte getragen, mit weitreichenden Konsequenzen für das gesellschaftliche Miteinander. Was können wir von dem fernöstlichen Land lernen – gerade jetzt? Ein Essay von Christoph Peters.

 

 

Außerdem im Heft:

 

Der neue Historikerstreit

Der australische Historiker Dirk Moses bezeichnete das Festhalten an der Singularität des Holocaust jüngst als deutschen Katechismus und löste damit eine Debatte aus. Ist der Holocaust mit anderen, kolonialen Genoziden vergleichbar? Eine Antwort von Jürgen Habermas.

 

Der Zerrissene

In der Langhalslaute verdichtet sich Ata Cananis Leben. Geschenkt wurde ihm das Instrument vor 46 Jahren vom türkischen Vater. Erst jetzt, nach dessen Tod, veröffentlicht der hochbegabte Ata sein erstes Album. Porträt eines Gastarbeiterkindes von Florian Werner.

 

Die Vorkämpferin

Die Philosophin Luce Irigaray ist eine der umstrittensten Wegbereiterinnen des Feminismus. Ihr Kernanliegen: der Frau ein eigenes Geschlecht und eine eigene Sexualität zuzugestehen, frei von männlichen Zuschreibungen. Eine dringend notwendige Ermächtigung – oder eine Fixierung der Frau auf ihre Natur? Werkgespräch mit einer eigenwilligen Denkerin.

 

Sappho und der Eros

Die Liebeslyrikerin Sappho leitete Mädchen dazu an, in umfassendem Sinn schön zu werden. Dabei ging es um weit mehr als nur darum, junge Frauen auf die Hochzeit vorzubereiten. Es ging um einen modernen Lebensstil, um Politik und Macht mit anderen Mitteln – und um Philosophie. Ein anderer Blick auf die Geschichte des europäischen Denkens.

 

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